Frankreich
03.-13.August 2019
Gorges Superieures du Cians - Frankreich
Tag 4
Dienstag, 6. August 2019 05:46 MESZ
Frankreich
Le Sauze - Pontaix
Entfernung: 471,2 km
Dauer: 10 h, 12 min und 35 sec
Minimale Höhe: 298 m
Maximale Höhe: 2833 m
Anstieg (insgesamt): 10310 m
Gefälle (insgesamt): 11398 m
Wenn du die Strecke sehen willst, dann klicke auf diesen Link:
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Le Sauze - Jausiers - Col de la Bonette -
Saint Sauveur sur Tinee - Ilonse - Beuil -
Guillaumes - Saint Mrtin d`Entaunes -
La Foux - Pontis - Saint Apollinaire -
Les Tourniaires - La Beaume - Pontaix
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Das nicht jeder Tag so verlaufen kann wie der Tag 3 war mir klar und um ehrlich zu sein, dass war auch der beste Tag der Frankreich-Reise.
Trotzdem war jetzt auch der Tag 4 ein Super-Tag und einige Teile davon würde ich auch von diesem Tag nochmals fahren.
Die Nacht war super, da das Hotel etwas höher lag war die Luft etwas kühler und recht angenehm.
Der Tag 4 sollte natürlich auch seine Höhepunkte haben und die kamen auch. Es war zum Beispiel geplant, dass ich die zweithöchst zu befahrene asphaltierte Straße Europas fahren würde, die leider nicht zur Grand de Alpes dazugehört, jene Strecke, die ich vom Genfer See aus in Richtung Menton geplant hatte.
Nachdem ich dafür einen größeren Umweg eingeplant hatte, musste ich wieder einmal recht früh aus dem Bett. Ok, ich will ehrlich sein, wenn ich eine Tour fahre, bin ich immer ganz früh unterwegs um so viel wie nur möglich zu sehen.
So fuhr ich von Le Sauze nach Jausiers um von dort auf dem Col de la Bonette zu fahren(M2205). Fast 50 Kilometer schönste und kurvenreiche Straßen führen zur Passhöhe und wieder runter. Unterwegs sieht man einige Ruinen eines Militärcamp, teilweise sogar noch recht gut erhalten.
Überreste der Casernes de Restefond
Bis auf einer Höhe von 2802 Meter kann man hier hoch fahren.
Das Video ist ein wenig verwackelt und ungleichmäßig. Das nehme ich auf meine Kappe, jedoch für die Ausgabequalität kann ich nichts dafür. Youtube skaliert das so weit runter, dass man kein Video im Vollformat ansehen kann.
Schöne Straßenverläufe, wie ich es mir immer wünsche
Auch hier sieht man den Straßenverlauf, wenn auch leider etwas schwer zu erkennen.
Etwas tiefer standen schon die nächsten militärischen Überbleibsel. Camp des Fourches
Ein alter und schöner Kirchturm in Mairie de Saint-Étienne-de-Tinée
In der Höhe von Guit musste ich noch dieses Steinhaus fotografieren. Ja richtig, so wie du es sicher schon gemerkt hast, bin ich ein Fan von alten Steinhäusern. Und davon gibt es in Frankreich zum Glück noch extrem viele.
Steinhaus in der Höhe von Guit
Einige Minuten später in der Nähe von Margeolin kam das erste Mal einige rötliche Steine zum Vorschein. Dass es dann später noch mehr wurden, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Ein schönes Farbenspiel, das in Natura noch viel schöner aussieht
Nach einer kurvenreichen aber doch recht schönen Fahrt bergaufwärts, bin ich bei an der Ortschaft Ilonse vorbeigekommen. Wieder ein Bergdorf, wie so viele andere auch in Frankreich. Mitten in den Bergen, da wo kein Mensch mehr ein Haus vermuten würde, taucht auf einmal ein ganzes Dorf auf.
Meistens auf einer Erhöhung gebaut.
Nach dem Dorf ging es über den Col de la Sinne, wo sie einen wunderschönen Rastplatz inmitten der Natur gebaut haben (leider kein Foto davon – der Gasgriff ließ sich nicht zurückdrehen J) bis nach Pierlas.
Im Hintergund das Bergdorf Ilonse
Und irgendwann, wenn man lange bergauf fährt, geht´s auch wieder runter. So war es hier. Eine schmale aber feine Straße(428), führt von Pierlas in Richtung Le Rubi. Hier fand ich diese schöne alte Brücke, die natürlich nicht für den Verkehr freigegeben war, aber wer hat schon etwas dagegen, wenn jemand mit dem Motorrad vorsichtig drüber fährt? Mir hatte es auf jedem Fall nicht gestört.
Alles was aus alten Steinen besteht hat für mich eine Anziehung – so auch die Brücke bei Pierlas
Nach gefühlten 1000 Kurven, bin ich dann wieder zu einer breiteren Straße (D28) gestoßen. Das war wieder eine geile Fahrt durch eine geile Kulisse. Eine rote Schlucht - Gorges Superieures du Cians mit einigen Tunnels und lässigen Kurven.
Leider habe ich es erst zuhause ergoogelt, dass sich eine Bergkette dahinter, nochmals das gleiche Bild angeboten hätte. So muss ich wohl bei der nächsten Frankreich-Tour, die Schlucht Gorges Superieures de Daluis an der D2202 einplanen und fahren.
Gorges Superieures du Cians mit lässigen Kurven
Ein Bild, das mir wegen dem Tunnel sehr gefällt
Nachdem ich diese wunderschöne Schlucht verlassen hatte kam ich nach der Ortschaft Valberg an einem ruhigen Plätzchen in einer Kehre (D29) und genoss wieder einmal mein spätes Frühstück in freier Natur. Bei solch einer Kulisse, muss man sich die Zeit nehmen um Käse, Baguette und natürlich auch das eine oder andere Croissant zu genießen.
Während des Frühstückes habe ich so nachgedacht, warum mir hier das Frühstück eigentlich so besonders schmeckt. Ich kam eigentlich nicht dahinter, jedoch hatte ich eine Vermutung dafür:
Da ich schon seit fast 2 Tagen in Frankreich unterwegs war, bei so wenig Verkehr und all den schönen Straßen, den Pässen muss es einfach ausgezeichnet schmecken.
Oder war es deshalb, weil ich weder Polizei noch einen Radarkasten gesehen hatte???
Das war die Aussicht meines Rastplatzes. Vor mir ging eine Wand fast senkrecht hinunter. Ein Traum!
Gestärkt, ging es dann weiter unter der glühenden Sonne. Meist hatte es so um die 30 Grad. Und bevor ich mich im verbotenen Geschwindigkeitsbereich von 150 km/h abkühlen konnte (Nein, war natürlich nur ein Scherz) musste ich schon wieder stehen bleiben um diese alten und schönen Häuser mit den seltsamen Felsformationen in Peone zu fotografieren.
So etwas zu sehen, ist für mich immer einen Stopp wert
Eine Bergstraße führte mich von Saint-Martin-d’Entraunes über den Col de Champs nach Colmars.
Und weil es gerade so gut lief, und man anscheinend nicht nur belohnt werden darf, meldete sich ein technisches Gebrechen an, das mich dann schlussendlich dazu bewog, in einer Kehre stehen zu bleiben um nachzusehen, wo das nervige Geräusch herkommen könnte.
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Das heißt alle Koffer abmontieren und schauen, dass das Motorrad einigermaßen gerade steht. Und das geht leider bei einer steilen Straße nur in einer Kehre.
Zuerst versuchte ich mit meinem geschulten und scharf sehenden Auge den Fehler zu finden.
Nachdem ich aber nicht dahinter kam, blieb mir nur mehr die Option, den Hinterreifen auszubauen, weil ich dachte, dass das Geräusch vom Antrieb kommen würde. Und ja, man ist halt selbst schuld, wenn man ein Motorrad kauft und das Boardwerkzeug nicht kontrolliert. Mit so einer Überraschung hatte ich absolut nicht gerechnet. Das ganze Werkzeug war ein einziger Rosthaufen. Es machte richtig Spaß, mit diesem Werkzeug die Schrauben zu lockern, vor allem, weil ich den Schlüssel welchen ich gebraucht habe, nicht in die Verlängerung bekam, da ein anderer Schraubenschlüssel mit der Verlängerung per Rost miteinander verheiratet waren.
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Und die Scheidung nahmen beide nicht an – auch nicht mit Gewaltandrohung!
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Zum Glück, ziehe ich ja meine Schrauben immer schön brav und fest an, das freut in so einem Falle gleich doppelt. Grrrrr…..
Nach einiger Zeit, hatte ich es auch ohne Verlängerung geschafft, denn Reifen auszubauen, nur, es half mir trotzdem nichts weiter. Ich fand den Fehler nicht und so fuhr ich einfach weiter. Dass das Geräusch nur von einer Auspuffschelle kam, die ich dann irgendwann verlor, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Noch nicht!
Ich kann mich nur widerholen: Mega Wetter - Mega-Straße – Mega Kulisse, was braucht man in diesem Moment mehr?
Super, wenn einem solche Überraschungsgeschenke während einer Tour überreicht werden.
Ich setzte meine Fahrt mit diesem Geräusch einfach weiter. So lange ich fahren kann, fahre ich, - so war mein Gedanke!
Ganz unten angelangt fuhr ich nach Colmars und von dort ging es über den Col d’Allos fast zu meinem Ausgangspunkt oder zumindest in die Nähe von Barcelonette. Die Hälfte der Strecke hatte ich geschafft und ich lag noch gut in der Zeit, obwohl ich bei meiner Panne sehr viel Zeit verloren hatte.
Und so war ich gegen Mittag am Lac de Serre-Poncon. Dass ich für die kleine halbe Umrundung des Sees fast 45 Minuten brauchen würde, mit dem hatte ich absolut nicht gerechnet.
Lac de Serre-Poncon
Auch das ist er noch: Lac de Serre-Poncon
Und das letzte Mal - Lac de Serre-Poncon
In Les Tourniaires war auch einer der vielen Trinkbrunnen die in der ganzen Gegend herumstehen, damit ich meine 3 Wasserflaschen immer wieder auffüllen konnte.
In Tallard gab es noch das Schloss Château de Tallard, welches ich auch noch fotografieren musste.
An der D140 in der Gegend von Pennes-le-Sec gab es extrem viele Kiefer-Bäume. Hier musste ich nochmals stehen bleiben und den Rest des Frühstücks einnehmen.
Keine Autos, kein Lärm, nur das Rauschen des Windes im Kiefernwald.
Es roch so richtig gut nach Wald. Da bleibt man doch gerne eine Weile sitzen und genießt es.
Die frische Prise tat richtig gut. So verweilte ich ein wenig und genoss die Stille und den Duft der Bäume.
So, jetzt kommt´s ….
Leider keine Bilder, keine Videos, aber:
Die geilste Strecke war die D993 von La Beaume über den Col de Cabre nach Beaurieres. Nicht wegen der Landschaft, - ja die war auch schön, sondern wegen der Straßenführung. Eine geile Kurve jagt die andere. Schräglagen ohne Ende sind hier möglich, auch wenn man, - so wie ich, auf gemütlich unterwegs ist.
Und natürlich kein Verkehr. Da könnte es schon mal passieren, wenn man nicht aufpasst, dass man auch mal schneller unterwegs ist als die erlaubten 130 Km/h
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Spätestens hier habe ich mir gedacht, warum ich jetzt nicht 180PS unterm Hintern haben kann.
Die Frage hatte ich aber ganz schnell wieder verdrängt und freute mich bei jeder Kurve, die den Wert des Adrenalinspiegels weiter nach oben korrigieren lies, wenn das Hinterteil ganz leicht nach vorne kommen wollte. Ok, die hohen Temperaturen haben den Reifen ziemlich weich gemacht und nach einigen Kurven fühle man sich wie V. Rossi (ok, ist jetzt ganz leicht übertrieben)!
Wenn man Spaß haben will, dann muss man auf diese Rennstrecke, - ähhh Straße!
Spaß, Spaß und nochmals Spaß. Was will man mehr?
Das ist nicht nur eine Strecke, die ich nochmals fahren würde wenn ich in der Nähe wäre, nein, für diesen Abschnitt würde ich auch einen Tages-Umweg einplanen!
Weil der Streckenabschnitt einfach “Geil“ ist.
Deshalb von mir die höchste Auszeichnung:
Um nach diesem Genuss etwas runterzukommen, musste ich mich einige Kilometer später an der D135 in der Nähe von Savel zum Ausklang des Tages noch etwas abkühlen, bevor ich die letzten Kilomter nach Pontaix in Angriff nahm.
Außerdem musste ich für mein liebes Lästerschwein – äh Schwesterlein eine Videobotschaft übermitteln, die sich zur selben Zeit in Kalabrien aufhielt und so davon schwärmte.
Dem einen oder anderen wird das kurze Video vielleicht schon bekannt vorkommen :-)
Eine kurze Videonachricht an mein Schweterlein
Was hatte ich nur für ein Glück. Endlich hörte das nervige Geräusch auf, - doch dafür war jetzt das Motorrad mit einem nervigen – mit Loch im Krümmer-Geräusch, unterwegs. Ein Horror!
Doch ich muss weiter Richtung Pontaix.
Pontaix ist ein kleines altes verlassenes Dörfchen und liegt an dem Fluss La Dröme. Kein Handyempfang, kein Gasthaus, kein Geschäft und so musste ich in das einige Kilometer entfernte Städtchen “Die“ fahren um etwas für den nächsten Tag zu besorgen. So kamen an diesem Tag nochmals ca. 22km dazu, sodass ich an diesem Tag fast 500km gefahren bin.
Auf der Passhöhe (ca. 2715m) umrundete ich dann noch mit dem Motorrad den Gipfel des Cime de la Bonette. Hier ist man dann auf 2802 Meter. Fast so hoch wie unsere höchst befahrbare Straße, - die Ötztaler Gletscherstraße.
Wenn man schon so hoch ist, dann muss man selbstverständlich auch den kurzen Weg zum Gipfel( ca. 2860m) zu Fuß in Angriff nehmen. Dort oben das Panorama zu genießen, dass macht was her. Rundum freie Sicht. Keine Menschen. Mur Berge so weit das Auge reicht.
Da ich so früh am Gipfel war, war es noch sehr kalt und windig. Das kalte Wetter zwang mich nach kurzer Zeit wieder aufs Motorrad um mich endlich in tieferen Lagen erwärmen zu können.
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